Wege in die grüne Stahlerzeugung: Teil 1

Rund ein Drittel der industriellen CO₂ -Emissionen weltweit stammen aus der Metallproduktion. Wie lassen sich die CO₂-Emissionen bei der Produktion von Rohstahl möglichst effizient reduzieren? Es sind bereits Technologien vorhanden, die den CO₂-Ausstoß der Stahlproduktion durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, insbesondere von grünem Wasserstoff, signifikant verringern könnten. Aber es gibt noch einige Hürden am Weg zu grünem Stahl. Im ersten Teil sehen wir uns den Ist-Stand genauer an.

 

Die Stahlindustrie hat einen Anteil von:

  • Etwa 8 % der weltweiten anthropogenen CO₂ – Emissionen,
  • Europaweit hat sie einen Anteil von 4% am jährlichen Ausstoß von CO₂-Äquivalenten,
  • In Österreich beträgt diese sogar ca. 15,3%
  • In Deutschland stoßen die Hochöfen und Stahlwerke etwa 58 Millionen Tonnen CO₂ aus
  • Nach Angaben des Bundesumweltministeriums sind das mehr als 30 % der Industrie- und rund acht % der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen

 

Immer weniger Co2-Zertifikate

Nachdem ab 2026 die Abschmelzung der jährlich kostenlos zugeteilten CO2-Zertifikate gemäß EU-Emissionszertifikatehandel (ETS) beginnt, ist der Weg der Transformation im Stahlsektor bereits vorgegeben. Demnach werden Jahr für Jahr weniger Zertifikate frei vergeben, ehe es 2034 gar keine mehr gibt. Es sind bereits Technologien vorhanden, die den CO2-Ausstoß der Stahlproduktion durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, insbesondere von grünem Wasserstoff, signifikant verringern könnten.

 

Transformationsprozess mit Schwierigkeiten

Die Dekarbonisierung der Eisen- und Stahlindustrie wird allerdings durch die anhaltend wachsende globale Stahlnachfrage und die Begrenztheit der technisch-wirtschaftlich machbaren Optionen für kohlenstoffarme Stahlerzeugung behindert. Durch die höheren Auflagen in Europa sehen heimische Stahlproduzenten Wettbewerbsnachteile gegenüber chinesischen und U.S. amerikanischen Anbietern.

 

Europas Stahlindustrie steht vor Mammutaufgabe

„Europas Stahlindustrie steht vor einer Mammutaufgabe. Will sie die EU-Klimaziele erreichen, muss sie jetzt handeln und den Wandel der Branche entschieden vorantreiben“, sagt Akio Ito, Partner bei Roland Berger. „Nach unserer Analyse ist die grüne Transformation allein für die heutige Hochofenroute am Ende der Dekade gleichbedeutend mit zusätzlichen jährlichen Kosten im zweistelligen Milliardenbereich – fast unabhängig von der angewandten Technologie. Denn auch ein Nichtstun ist angesichts der von der EU ausgerufenen Klimaziele keine Option, und durch die Verteuerung der Preise für CO₂-Zertifikate im Rahmen des Europäischen Emissionshandelssystems wird die konventionelle Stahlherstellung immer unattraktiver.“

 

Den Berechnungen der Roland Berger-Experten zufolge müsste die Branche, um die Klimaziele bis 2030 zu erfüllen, anstelle der Hochofenroute allein knapp ein Drittel der heutigen Produktion, 29 Millionen Tonnen, klimafreundlicher herstellen.

 

Es ist also zu befürchten, dass europäische Stahlproduzenten abwandern könnten.  Stahl ist ein wichtiges Vorprodukt für viele Industriezweige, zum Beispiel auch für die Automobilindustrie. Wenn jetzt die Stahlindustrie Schaden nimmt und sich an andere Standorte verlagert, dann kann das auch Ausstrahlungseffekte haben und dazu führen, dass auch andere Industrien ihre Standorte in Deutschland schließen.“ , so der Ökonom Prof. Jens Südekum gegenüber zdfheute.

 

Diese Wettbewerbsnachteile werden zum Beispiel in Deutschland durch staatliche Hilfen abgefedert. Deutschlandweit vergab Bundeswirtschaftsminister Habeck laut zdfheute 2023  fast sieben Milliarden an Subventionsgeldern für die große Stahlwende.

 

Auch die aktuellen Strom- und Gaspreise sind ein weiteres Problem am Weg in die kohlenstoffneutrale Produktion. Andererseits fordern immer mehr Industrien, hier insbesondere die Automobilhersteller, nachhaltiger produzierten Stahl.

 

Hier geht es zum zweiten Teil, in dem wir die Herausforderungen dieses Transformationsprozesses näher beleuchten.