Greenpeace: EU-Saatgutreform zwingt kleine Saatgutproduzenten in die Knie – eine Gefährdung für die Sortenvielfalt

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den Entwurf zur EU-Saatgutreform analysiert und warnt davor, dass die Sortenvielfalt und kleine Saatgutproduzenten gefährdet werden. Heute entscheidet der EU-Agrarausschuss über eine Reform des Saatgutrechts. Auch kleine, lokale Produzenten würden dazu verpflichtet, jedes Saatgut zu zertifizieren und zu registrieren. Dadurch wird es für vor allem kleinen österreichischen Bäuer:innen extrem erschwert, weiter ihr vielfältiges Saatgut zu verkaufen.

 

Der Vorschlag verstößt damit auch gegen geltendes UN-Recht der Bäuer:innen, Saatgut uneingeschränkt zu verkaufen und zu tauschen. Die Abgeordneten im Agrarausschuss des EU-Parlaments müssen den Vorschlag dringend nachbessern.

Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Melanie Ebner: “Mit der EU-Saatgutreform macht die EU Rückschritte. Es profitieren wie so oft vor allem große Agrarkonzerne. Den kleinen Produzenten legt die neue Verordnung in dieser Form Steine in den Weg. Die Reform würde die Vielfalt am Feld einschränken und zukunftsfittes Saatgut zurückdrängen. Für mehr Vielfalt am Feld und die kleinen Saatgutproduzenten muss die Verordnung nachgebessert werden”.

Mit der EU-Saatgutreform entscheidet das EU-Parlament über den Erhalt traditioneller ‘alter’ Sorten und damit einer Vielzahl von Pflanzen. Ein Problem der umstrittenen Reform ist, dass alle Produzenten vor dem Verkauf ihr Saatgut zertifizieren und registrieren müssten.

Für die großen Agrarkonzerne wie Bayer ist das kein Problem, schränkt aber lokale Kleinproduzenten durch viel Bürokratie und enorme Kosten stark ein. Die Reform macht es so für kleine Produzenten praktisch unmöglich, vielfältige, lokale Sorten zu verkaufen. Damit verstößt der Vorschlag auch gegen die Rechte der Bäuerinnen und Bauern der Vereinten Nationen (UNDROP). Dort wird unter anderem festgehalten, dass Landwirt:innen das Recht haben, Saatgut ohne Einschränkungen auszutauschen und zu verkaufen.

Magdalena Prieler, Saatgutrechts-Expertin bei ARCHE NOAH sagt: „ARCHE NOAH fordert, die Verbreitung und die nachhaltige Nutzung der Kulturpflanzen-Vielfalt ausdrücklich zu erlauben und sämtliche Regeln, die diese Arbeit behindern, ersatzlos aus dem Saatgutrecht zu streichen. Die Landwirtschaftsminister:innen und das EU-Parlament müssen jetzt umlenken! Wir brauchen mehr Vielfalt auf unseren Feldern und Tellern, um der Klima- und Biodiversitätskrise entgegenzuwirken und um geschmackvolles, gesundes Essen zu produzieren.“

Daheim am Balkon oder im Gemüsebeet sieht es dagegen besser aus. Der Greenpeace-Marktcheck für Samensackerl hat gezeigt, dass 90 Prozent der ausgewählten Samen-Sackerl in bio erhältlich sind. Mehr als die Hälfte stammt aus Österreich und alle sind samenfest. Für den Anbau daheim ist samenfestes Bio-Saatgut aus Österreich die beste Wahl, da das Saatgut für Folgejahre selber vermehrt werden kann. Zudem stammt das Saatgut für Zuhause auch von kleinen Produzenten aus Österreich. Bio-Saatgut ist gut für die Artenvielfalt und frei von schädlichen Spritzmitteln.

“Am Balkon, auf der Fensterbank oder im Garten kann man bereits Bio-Saatgut pflanzen. Wildbienen, Schmetterlinge und Co. freuen sich über vielfältige Balkonkästen im Frühjahr. Auch in der Landwirtschaft muss die Sortenvielfalt geschützt werden. Dafür muss die umstrittene Saatgutreform verbessert werden”, sagt Ebner.