Dringender Bedarf an Dekarbonisierung von Eisen und Stahl im Wettlauf um Net Zero

Die weltweite Eisen- und Stahlindustrie muss im Rahmen des Wettlaufs zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen dekarbonisiert werden, mahnt die Global Recycling Foundation (GRF). Anlässlich des Weltrecyclingtages, am 18. März hat die GRF die politischen Entscheidungsträger aufgefordert, Gesetze und Technologien zu verabschieden, um den Sektor weltweit umweltfreundlicher und kreislauffähiger zu machen.

 

Die Eisen- und Stahlindustrie ist der größte Kohleverbraucher der Welt, der größte CO2-Emittent und der zweitgrößte Energieverbraucher unter den Schwerindustrien. Sie ist für 7-9 % der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich, was mehr ist als die Emissionen des gesamten Straßengüterverkehrs.

Die weltweite Nachfrage nach Stahl hat sich seit 1970 verdreifacht und wird bis 2050 um mehr als ein Drittel zunehmen. Ein Großteil dieser Nachfrage wird von der Produktion von Windkraftanlagen und Solarpaneelen, hydroelektrischen Staudämmen und Elektroautos, -bussen und -zügen ausgehen, die die Welt braucht, um Netto-Null zu erreichen, so das Bureau of International Recycling (BIR).

 

Große Herausforderung

Der Gründungspräsident des GRF, Ranjit Baxi, sagte: „Dies ist eine große Herausforderung. Aber es bietet auch eine riesige Chance, die weltweite Wertschöpfungskette in der Eisen- und Stahlindustrie auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen.“

Herr Baxi betonte: „Unser Aufruf deckt sich mit dem Bestreben der COP28, die Energiewende zu beschleunigen, als sie den Global Decarbonization Accelerator (GDA) vorstellte, eine Reihe bahnbrechender Initiativen zur Beschleunigung der Energiewende und zur drastischen Reduzierung der globalen Emissionen. Wie der Präsident der COP28, S.E. Dr. Sultan Al Jaber, sagte, beteiligen sich am GDA mehr Länder und Unternehmen aus mehr Sektoren als je zuvor, um das Ziel von 1,5C zu erreichen.“

 

Erneuerbare Energien und Recycling massiv ausbauen

Die Präsidentin des Bureau of International Recycling (BIR), Susie Burrage, fügte hinzu: „Um die Eisen- und Stahlindustrie zu dekarbonisieren, brauchen wir grünen Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) und Elektrolichtbogenöfen (EAF). Wir müssen Stahl weniger verschwenderisch einsetzen, viel mehr recyceln und erneuerbare Energien für Stahlhersteller, -verwender und -wiederverwender billiger machen. Diese Dinge werden nicht von selbst geschehen, sondern erfordern eine Kombination aus Innovation und den richtigen Gesetzen und Anreizen.“

 

Interessante Fakten und Zahlen zu Stahl

  • Verwendung von Stahl:

Laut Statistia wurden im Jahr 2022 weltweit

    • 52 % des Stahls für Gebäude und Infrastrukturen,
    • 16 % für mechanische Ausrüstungen und
    • 12 % für Automobilprodukte verwendet.

 

  • Einsatz von Schrott

Laut Worldsteel vermeidet jede Tonne Schrott, die für die Stahlproduktion verwendet wird, 1,5 Tonnen CO2-Emissionen und den Verbrauch von 1,4 Tonnen Eisenerz.

 

  • Einsatz von EAF-Technologie (Lichbogenöfen)

Laut Global Energy Monitor basieren im Jahr 2023 43 % der geplanten Stahlerzeugungskapazität auf der EAF-Technologie. Das Szenario Net Zero by 2050 der Internationalen Energieagentur sieht vor, dass bis 2050 53 % der Stahlerzeugungskapazität auf EAF-Technologie basieren.

 

  • Elektrifizierung nach Regionen

Am stärksten elektrifiziert ist die Stahlproduktion

    • im Nahen Osten, wo 95 % der Stahlerzeugungskapazität auf Elektrostahlwerken beruht.
    • In den USA sind es 70 %.
    • In Indien, dem zweitgrößten Stahlproduzenten der Welt, werden über 54 % des Stahls in Elektrostahlwerken hergestellt.
    • In der EU sind es 44 %.

 

  • JFE Steel in Japan wird bis 2027 eines der größten Elektrostahlwerke der Welt in Betrieb nehmen. Es wird erwartet, dass es jährlich 2 Millionen Tonnen Stahl produziert und die CO2-Emissionen um 2,6 Millionen Tonnen pro Jahr senkt. Es wird verarbeitetes Eisenerz, so genanntes reduziertes Eisen, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten importieren, das mit Erdgas und CCS erzeugt wird.

 

  • Die EU-Altautorichtlinie

Sie schreibt einen Mindestanteil an recyceltem Metall in Neufahrzeugen vor. Der CBAM-Mechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism) könnte ausgeweitet werden, um den integrierten Kohlenstoffgehalt von importierten Fahrzeugen zu reduzieren.

 

  • Im Vereinigten Königreich schlägt Zero Waste Scotland vor, Stahlschrott aus stillgelegten Öl- und Gasbohrungen für die Belieferung von Windturbinenherstellern zu verwenden. Für die britische Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnlinie HS2 wurden in den vergangenen zwei Jahren fast 20.000 Tonnen recycelter Stahl verwendet.

 

BIR-Bericht über Stahl und Recycling

 

Wege in die grüne Stahlerzeugung: Teil 1