Was wird der Klimagipfel COP 27 bringen?

In wenigen Tagen startet der 27. UN-Weltklimagipfel im ägyptischen Sharm-el-Sheik unter dem Motto „Together for just, ambitious implementation NOW“ („Gemeinsam für eine gerechte, ambitionierte Umsetzung JETZT“), der aufgrund der Corona-Pandemie auf dieses Jahr verschoben wurde. Er steht unter dem starken Einfluss der momentanen geopolitischen Lage, einer ungebremsten Inflation, Nahrungsmittelknappheit und Energiekrise. Viele Weltregionen erlebten bereits schmerzlich die drastischen Auswirkungen der Klimaveränderung.

Vom 6. bis 18. November treffen sich die 197 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zur UN-Klimakonferenz, um sich auf gemeinsame Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel zu verständigen.

 

Die wichtigsten Ziele der diesjährigen Konferenz sind

  • die Beschleunigung der globalen Klimaschutzmaßnahmen, um die Treibhausgasemissionen massiv zu reduzieren und das 1,5 Grad Ziel erreichen zu können
  • intensivere Bemühungen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen
  • die tatsächliche Bereitstellung der versprochenen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung für die Entwicklungsländer  – Loss and damage (Verluste und Schäden) ist ein kontroversiell diskutierter Themenschwerpunkt
  • die Zusammenarbeit untereinander und insbesondere mit den Entwicklungsländern auszubauen, die schon heute am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden – Klimagerechtigkeit zwischen den Hauptverursachern und den Hauptleidtragenden ist ein wichtiger Aspekt der kommenden Konferenz

 

Entwicklungen in die falsche Richtung

Die momentanen globalen Entwicklungen zeigen einen Anstieg der Treibgasemissionen nach dem kurzfristigen Rückgang während der Corona-Pandemie. Der Fokus vieler Staaten hat sich durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise von der Dekarbonisierung des Energiesystems auf die kurzfristigen Herausforderungen der Energiewirtschaft verlagert. Die Überlagerung der erforderlichen Klimaziele durch die aufgetretenen Problematiken macht die Ausgangssituation dieses Kimagipfel besonders spannend.

 

Vorwurf des Green- und Whitewashings

Klimaaktivistin und Gründerin von Fridays-for-Future Greta Thunberg hat in London bei der Veröffentlichung ihres Buches „Das Klima-Buch“ mitgeteilt, dass sie der Nabelschau der Mächtigen fernbleiben werde. „Ich fahre aus vielen Gründen nicht zur COP27, aber der Raum für die Zivilgesellschaft ist in diesem Jahr extrem begrenzt“, meine die Schwedin. Bei den Klimagipfeln würden „viele verschiedene Arten von Greenwashing“ eingesetzt. Sie seien „nicht wirklich dazu gedacht, das ganze System zu ändern“, sondern ermutigten stattdessen zu allmählichem Fortschritt, sagte sie. „So wie sie sind, funktionieren die COPs nicht wirklich, es sei denn, wir nutzen sie als Gelegenheit zur Mobilisierung.“

Dies sieht auch Aktivistin und Autorin Naomi Klein ähnlich, als sie die Vorwürfe aus der Klimabewegung kürzlich  so zusammenfasste: „Superlustig, einen Klimagipfel in einem Polizeistaat zu haben, gesponsert von Coca-Cola“.

Der ägyptische Klimagipfel wird neben Greenwashing (zum Beispiel wegen des Sponsorvertrages mit Coca-Cola) auch wegen seines „Whitewashings“ kritisiert, bedenkt man die Menschrechtsversletzungen unter dem amtierenden ägyptischen Präsidenten von Folter, über Ermordung bis zu massenhafter Inhaftierungen systemkritischer Bürger. So soll es Schätzungen zufolge rund 60.000 politische Gefangene geben.

Amnesty International bezeichnete die Maßnahmen des Präsidenten Sisi, einige Gefangene zu begnadigen, als „Vertuschung“. Dieser kündigte zugleich eine neue „Strategie“ zur Verbesserung der Menschenrechtslage an. Die Menschenrechtsorganisation beschuldigte die Regierung, den Klimagipfel als Versuch zu nutzen, ihre schlechte Menschenrechtsbilanz zu beschönigen.

 

Es bleibt abzuwarten, ob die Staatengemeinschaft in der gegebenen Dringlichkeit entsprechende Taten zeitnah umsetzen wird oder ob es dieser Klimagipfel bei einem viele hundert Seiten starken „Blabla“ bleiben wird. Wir wünschen uns für die nächsten Generationen, dass unsere Politiker die Dringlichkeit erkennen, über die drohende Rezession und die geopolitischen Spannungen mit Russland hinauszublicken und ehrgeizigere Klimapläne zum Schutz unserer Welt umzusetzen.