SORA-Studie zu Klimaschutz und -gerechtigkeit: Maßnahmen nicht ausreichend

Die Klimakatastrophe und die damit einhergehende Erderwärmung ist auf vielfältige Weise in Österreich angekommen. Energiekrise, Hitzebelastung, Unwetterkatastrophen sind alltäglich geworden.

Volkshilfe und GLOBAL 2000 haben diese Woche die repräsentativen Ergebnisse der bei SORA in Auftrag gegebenen Studie zu Fragen der sozialen Klimagerechtigkeit vorgestellt, dabei wurden 1.000 Personen repräsentativ persönlich im April/Mai 2023 befragt.

 

Appell an die österreichische Bundesregierung:

Aus der Sora-Studie: „Mehr als zwei Drittel der Menschen in Österreich (71%) stufen die derzeitigen Aktivitäten der Regierung zur Bekämpfung des Klimawandels als nicht ausreichend ein, um die negativen Folgen (Wassermangel, Dürreperioden, Unwetter, steigende Ungleichheit und soziale Unruhen etc.) so gering wie möglich zu halten. Diese Einschätzung wird von einer deutlichen Mehrheit quer durch alle Altersgruppen, Einkommens- und Bildungsschichten geteilt.“

Das ist das wichtigste Ergebnis, das zugleich eine dringliche Aufforderung an die österreichische Bundesregierung ist, schnellstmöglich aktiv zu werden. Die Menschen, die in Österreich leben, haben mittlerweile keinerlei Verständnis mehr für Hinhalte-Appelle und Beschwichtigungen. Die Armut und die immer stärker spürbaren Auswirkungen der Klimakatastrophe nehmen täglich zu, appelliert Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich an die österreichische Bundesregierung.

 

Sorge um die eigene Gesundheit aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels

Beinahe die Hälfte der Menschen in Österreich (46%) äußert Besorgnis um die eigene Gesundheit aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels. Dabei werden gesundheitliche Beeinträchtigungen durch langanhaltende Hitzewellen befürchtet.

Die Klimakrise und die Gesundheitskrise gehen immer mehr Hand in Hand und befruchten sich auf eine mehr als erschreckende Weise gegenseitig. Die Zukunftssorgen der in Österreich lebenden Menschen, besonders der Jungen, müssen endlich ernstgenommen werden, und politisch zukunftsorientiert gehandelt werden“, so Erich Fenninger weiter.

 

Deutliche Mehrheit befürwortet soziale Staffelung der Maßnahmen

Mehr als drei Viertel der Österreicher*innen (76%) befürworten eine einkommensabhängige Gestaltung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise. Dadurch soll eine noch stärkere Belastung ärmerer Menschen verhindert werden. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass reiche Menschen einen Beitrag leisten, der ihrem größeren ökologischen Fußabdruck angemessenen ist. Die Zustimmung steigt mit zunehmendem Alter (bis 29 Jahre: 72,9%; 30-59 Jahre: 73,8%; Menschen ab 60 Jahre 82,2%).Wie die Studie zeigt, ist es den in Österreich lebenden Menschen sehr wichtig, tatsächlich solidarisch handelnde Politik zu erleben. Gerechtigkeit, die Unterstützung der Schwächsten der Gesellschaft durch diejenigen, die es viel besser getroffen haben, ist bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakatastrophe genauso wichtig, wie bei allen anderen politischen Aufgabenstellungen. Das muss für die politischen Entscheidungsträger*innen die Prämisse ihres Handelns sein. Wir als Vertreter*innen der Zivilgesellschaft werden nicht müde werden, dies immer und immer wieder einzufordern“, so Fenninger weiter.

 

Überwältigende Zustimmung zu langfristig abgesicherten Förderungen für thermische Sanierungen und einen Umstieg auf ein nachhaltiges Heizungssystem

Über 84% der Befragten unterstützen die Forderung nach erhöhten und langfristig abgesicherten Förderungen für thermische Sanierungen und die Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf klimafreundlichere Alternativen wie Wärmepumpen und Fernwärme.

Es ist wichtig, dass die Umstellung auf umweltfreundlichere Heizsysteme nicht daran scheitert, dass die Bevölkerung sie sich schlichtweg nicht leisten kann. Wir haben daher die diesjährige Erhöhung der Bundesförderung für thermische Sanierungen von 6000€ auf 14000€ sehr begrüßt“, sagt Agnes Zauner, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000. „Die Bundesregierung hat nun die Chance diese Förderungen im Zuge der Verhandlungen zum Erneuerbaren Wärmegesetz weiter zu erhöhen und langfristig abzusichern, wir fordern die Regierung auf das rasch umzusetzen“

 

Verbindlicher Ausstiegsplan aus fossiler Energie für Energiekonzerne gefordert

Breite Unterstützung durch 73% der Befragten gab es auch für verpflichtende Ausstiegspläne aus fossiler Energie für Energiekonzerne. „Obwohl uns allen schon lange bewusst ist, dass ein Ausstieg aus fossiler Energie alternativlos ist, hat noch kein einziger Energiekonzern in Österreich einen Plan vorgelegt, wie sie das umsetzen wollen. Während sich Haushalte ihre Gas- und Stromrechnungen oft nicht mehr leisten können und wir unsere Klimaziele meilenweit verfehlen, machen Energieversorger Rekordprofite mit fossiler Energie“, stell Agnes Zauner fest. So kann es auf keinen Fall weiter gehen: Wir brauchen verpflichtende Ausstiegspläne für alle Energieversorger, vor allem aber für jene, die in öffentlicher Hand sind, und eigentlich im Sinne der Bevölkerung handeln sollten. Saubere und sichere Energieversorgung muss für alle leistbar sein.

Gewinnen können wir viel: Soziale Gerechtigkeit, Ernährungssicherheit, Gesundheitsvorsorge, eine weitsichtige Wirtschaft und besseren sozialen Zusammenhalt. Je später wir handeln, desto gefährlicher und teurer wird es. Es geht um nichts weniger als den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Deshalb fordern wir gemeinsam die Bundesregierung auf, jetzt sofort zu handeln!“, schließen Fenninger und Zauner.