Brandstiftung ist Hauptursache bei Waldbrand
Es brennt. Momentan auf Hawai. Davor auf Rhodos, Kroatien und Portugal. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Kanada. Andauernd – und statistisch gesehen am häufigsten – am afrikanischen Kontinent. Sieht man sich die Live-Statistik der US Wildfire Activity Map an, brennen alle Kontinente. Dies beinhaltet Wald- ebenso wie Buschbrände. Und nur rund 5 Prozent dieser Brände sind natürlichen Ursprungs! Das heißt, im Umkehrschluss ist für 95 Prozent aller Waldbrände menschliches Verhalten verantwortlich.
Brand als Teil des Ökosystems
Wälder brennen nicht von selbst. Außer in den borealen Nadelwäldern Nordamerikas, Skandinaviens und Russlands, wo sie meist nur die Boden- und Krautschicht betreffen, während Altbäume die Feuer unbeschadet überstehen. Manche Baumarten, wie der Mammutbaum, benötigen diese Feuer für die Vermehrung. Sie werfen ihre Samen erst nach einem Feuer ab, weil sich die Boden- und Lichtverhältnisse für die Jungpflanzen dadurch verbessert haben.
Der Faktor Mensch
Bei uns gibt es außer Blitzschlag keine natürlichen Brandursachen. „Man braucht auch beim trockensten Material im Wald mindestens 300 Grad Celsius, um eine Flamme zu entzünden. Das ist schon ziemlich viel“, erklärt Michael Müller, Leiter des Lehrstuhls für Waldschutz an der TU Dresden. „Das kann auf natürliche Art und Weise nur durch Blitzschläge passieren, es gibt keine weitere natürliche Waldbrandursache in Deutschland. Alles andere verursachen Menschen.“
Laut WWF sind 90 Prozent aller weltweiten Waldbrände auf Unachtsamkeit oder Brandstiftung zurückzuführen. Schon eine Zigarette oder ein Streichholz kann einen Brand auslösen, denn sie brennen laut Müller bei bis zu 1.000 Grad Celsius. Auch der Auto- und Bahnverkehr birgt eine Brandgefahr, ebenso Erntearbeiten oder auch Lagerfeuer im Wald.
„Es gibt leider viele, viele Menschen, die Wald absichtlich anzünden.“
Professor Michael Müller
Fahrlässiges und vorsätzliches Verhalten
Neben fahrlässiger Brandstiftung, die etwa bei Waldarbeiten immer passieren kann, und der Problematik alter Munitionslager (zum Beispiel im Osten Deutschlands), definiert der Forstwissenschftler Müller drei Kategorien der aktiven Brandstiftung. Und zwar:
-
- zündelnde Kinder, die allerdings kein Gefahrenbewusstsein hätten
- Menschen, die zwanghaft Feuer machen müssten und
- Kriminelle, die zum Beispiel aufgrund von Immobilienspekulation und Baulandgewinnung bewusst Feuer lägen
Die Situation in Deutschland
Laut Umweltbundesamt sind im Jahr 2022 in Deutschland 3.058 Hektar Wald bei 2.397 Bränden zerstört worden. Fahrlässigkeit und Vorsatz waren für rund 47 Prozent der Waldbrände verantwortlich. Die Waldbrandstatistik des BMEL zeigt dies im Überblick:
Mittelmeerraum
Laut WWF wurden vergleichweise dazu allein in Italien zwischen 2009 und 2018 pro Jahr durchschnittlich 73.000 Hektar durch Wald- und Buschbrände zerstört, im gesamten Mittelmeerraum rund eine Million Hektar im Jahr. Statistisch gesehen brennt es dort mindestens 50.000 mal pro Jahr. Oft sind Bodenspekulation und Baulandgewinnung, aber auch Jagd und Weidebewirtschaftung der Grund für die Brandlegung.
Der Klimawandel und die Waldbrandgefahr
Was sich im Lauf der letzten Jahre verändert hat, ist neben der Anzahl der Feuer auch die Feuerstärke. Dazu zählen lange Trockenheits- und Hitzeperioden, die den Waldboden stark austrocknen. Starke Winde verstärken diesen Effekt und steigern die Ausbreitung der Waldbrände.Viele Brände entwickeln sich zu richtigen Feuerstürmen, die innerhalb kürzester Zeit große Flächen zerstören und vielen Menschen sowohl Hab und Gut als auch ihr Leben nehmen.
Ist der Klimawandel an dieser Entwicklung schuld? Das UNEP beschreibt in seinem Bericht eine Wechselwirkung: Einerseits würden Waldbrände durch den Klimawandel verschlimmert, weil “Dürre, hohe Lufttemperaturen, niedrige relative Feuchtigkeit, Blitze und starke Winde” aufgrund des Klimawandels zunehmen. Dadaurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Waldbränden und auch ihre Ausbreitung.
Andererseits heizen Waldbrände den Klimawandel aber auch selbst weiter an, so die Autoren des UNEP-Berichts. Vor allem durch die Zerstörung empfindlicher und kohlenstoffreicher Ökosysteme wie Torfmoore und Regenwälder. Dadurch werden Landschaften zu Brandherden, und es wird immer schwieriger, den Temperaturanstieg aufzuhalten.
Für die Zukunft sagt der UNEP-Bericht voraus, dass die Zahl extremer Brände bis 2100 um 50 Prozent steigen wird. Der Klimawandel spielt dabei eine wichtige Rolle, da er durch immer längere Trockenphasen günstige Bedingungen für die Feuer schafft.
Gesunde Wälder brennen nicht
Darüber hinaus die Thematik der Baumplantagen statt gesunder Mischwälder. In Portugal sind es Eukalyptus-Plantagen, bei uns Kiefern- und Fichtenaufforstungen, die in den letzten Jahrzehnten angelegt wurden, um einen höheren Ertrag zu erwirtschaften. Die Böden in diesen Plantagen-Wäldern ist übersät mit trockenen Blättern bzw. Nadeln voller ätherischer Öle, die sich wesentlich leichter entzünden als die Bodenschicht eines Mischwaldes und wie ein Brandbeschleuniger wirken.
Darüber hinaus sind die Plantagenböden meist wesentlich trockener als die Bodenschicht eines natürlichen Waldes. Laut Peter Wohlleben brennen Buchenurwälder so gut wie gar nicht, weil sie viel zu feucht sind. Wir haben also aufgrund der Intensivierung der Forstwirtschaft das Problem der immer stärker werdenden Waldbrände mitgeschaffen.
Und im Umkehrschluss ist der Umbau von Nadelbaummonokulturen in Mischwälder mit hohem Laubholzanteil weiterhin ein wesentlicher Ansatz zum vorbeugenden Schutz vor Waldbränden.
Unser pro.earth.Fazit
Das ungeheure Maß an Zerstörung, Tier- und Menschenleid, das mit Wald- und Buschbränden einhergeht, ist unvorstellbar. Ein aktuelles Beispiel sind die australischen Buschbrände im Jahr 2020, die schätzungsweise Milliarden von Haus- und Wildtieren ausgelöscht haben. Einfach unvorstellbar. Unser Boden, unsere Wälder sind kostbar und wir müssen viel mehr gemeinsam tun, um diese besser zu schützen vor dem Faktor Mensch.
Weiterführende Links