Da wird einem schlecht: Milliarden getöte Tiere landen im Müll

Fast eine Milliarde Menschen leiden an Hunger. Demgegenüber  steht eine unglaubliche Zahl an Tieren, die im Abfall landen, ohne je gegessen worden zu sein. Eine unaushaltbare Tatsache. Nicht nur, weil so viele Menschen ernährt würden, sondern weil das mit dem Tod und dem davor stattgefundenen Leben verbundene Leiden der Tiere vermeidbar wäre. Zum einen durch eine pflanzenbasierte Ernährung, zum anderen durch einen besseren Umgang mit den Tieren im Leben und Tod. Dies ist der Inhalt einer neuen Studie erschienen im Fachjournal „Sustainable Production and Consumption“. Sie zeigt zum ersten Mal die unglaublichen Zahlen auf.

 

Studieninhalt

Während die Bedeutung der Verringerung von Fleischverlusten und -abfällen aufgrund ihrer erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt anerkannt ist, bleibt der Aspekt des Tierschutzes weitgehend unberücksichtigt. Das Leiden und der Tod von Tieren, die für die Produktion von Lebensmitteln, die nie gegessen werden, gequält werden, bleiben unsichtbar. Die Studie will die Lücke zwischen der Literatur über Lebensmittelverluste und -abfälle (FLW) und den Überlegungen zum Tierschutz schließen.

Dies wird erreicht, indem die Anzahl der Tierleben geschätzt wird, die in den Fleischverlusten und -abfällen von sechs wichtigen fleischproduzierenden Arten entlang der Lebensmittelversorgungskette enthalten sind. Sie zeigt, dass im Jahr 2019 etwa 18 Milliarden Tierleben in Verlusten und Abfällen der weltweiten Fleischproduktion und des Fleischkonsums stecken. Eine unvorstellbare Zahl an verschwendeten Tierleben!

 

Die geschätzten 18 Milliarden Todesfälle teilen sich wie folgt auf:

  • 74,1 Millionen Rinder (0,4 %)
  • 188 Millionen Ziegen (1,1 %),
  • 195,7 Millionen Schafe (1,1 %)
  • 298,8 Millionen Schweine (1,7 %)
  • 402,3 Millionen Puten (2,2 %)
  • 16,8 Milliarden Hühner (93,6 %)

 

Auf jede:n Bürger:in entfallen also 2,4 verlorene oder verschwendete Tierleben, die in der Fleischproduktion und im Fleischkonsum stecken.

 

Wo entstehen die Verluste (life losses)?

In der Lieferkette treten also die meisten Verluste während der landwirtschaftlichen Produktion (FSC1) mit 24,9% und des Verbrauchs (FSC5)  mit 26, 7% auf, während die Verluste während der Lagerung und Handhabung (FSC2) mit 7,8% besonders gering sind.

Die Muster in den einzelnen Regionalgruppen sind jedoch unterschiedlich (siehe Abbildung unten).

  • Verbrauchsbedingte Verluste dominieren in Nordamerika und Ozeanien, Europa und dem industrialisierten Asien, also in der Konsumphase.
  • Produktionsbedingte Verluste sind am höchsten in Lateinamerika, Nordafrika, West- und Zentralasien und insbesondere in Afrika südlich der Sahara.

 

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Quelle: „Animal lives embodied in food loss and waste“ Studie

 

Länderranking

57 % der Todesfälle ereigneten sich in den 10 Ländern mit den meisten Todesopfern (siehe untere Tabelle). Von diesen zehn Ländern sind zwei – die USA und Südafrika – auch in der Liste der zehn führenden Länder bei den Pro-Kopf-Lebensverlusten und den moralisch bereinigten Lebensverlusten vertreten.

Quelle: „Animal lives embodied in food loss and waste“ Studie

Szenarien

Die Szenarien zeigen, dass die Zahl der verschwendeten und verlorenen Tierleben

  • um 7,9 Milliarden verringert werden könnte, wenn die besten regionalen Effizienzmaßnahmen umgesetzt würden,
  • und um 4,2 bzw. 8,8 Milliarden, wenn das Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG #12.3) umgesetzt würde,
  • wodurch eine 50 %ige Verringerung der Verluste und Abfälle in der nachgelagerten bzw. der gesamten Lieferkette erreicht würde.

 

Links:

Hier geht es zur Studie