GLOBAL 2000-Analyse: Förderungen für thermische Sanierung und Heizkesseltausch so hoch wie nie

Neue Beispielrechnung zeigt die höchste Förderquote in Tirol mit bis zu 94 % der Gesamtkosten einer umfassenden thermischen Sanierung inklusive Heizkesseltausch.

 

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 präsentiert eine Analyse der Sanierungsförderungen des Bundes und der Bundesländer. Die Förderungen von Bund und Ländern können kombiniert werden, es gibt jedoch derzeit keine transparente öffentlich verfügbare Information dazu, wie hoch die Förderungen insgesamt ausfallen. Deshalb hat GLOBAL 2000 eine Beispielrechnung durchgeführt. Die zeigt, dass man sich in Summe derzeit sehr viel Geld abholen kann:

„Die Förderungen für thermische Sanierung und Heizkesseltausch waren noch nie so hoch wie heute. Bei geschätzten Gesamtkosten von etwa 100.000 Euro bei einer umfassenden Sanierung inklusive Heizungstausch kann man sich je nach Bundesland zwischen 58.000 und 93.800 Euro abholen. Wer ein schlecht gedämmtes Gebäude, eine alte Ölheizung oder eine Gasheizung hat, sollte also jetzt zugreifen und sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen! Eine sichere, saubere und leistbare Energieversorgung kann mit einer Investition in Gebäudesanierung dauerhaft gewährleistet werden,“ so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Der Bund hat seine Förderungen für thermische Sanierungsmaßnahmen (‚Sanierungsbonus‘) und den Ersatz fossiler Heizungen (‚Raus aus Öl und Gas‘) im Rahmen des Erneuerbare-Wärme-Pakets mit Jahresbeginn 2024 deutlich erhöht und fördert nun bis zu 50 % der Kosten für Wärmedämmung und Fenstertausch und bis zu 75 % der Kosten für den Heizungstausch in Form von Einmalzuschüssen. Diese Maßnahmen werden aber nicht nur vom Bund sondern auch von den Ländern gefördert. Eine Kombination der Bundes- und Landesförderungen ist möglich.

GLOBAL 2000 hat in einer Analyse derzeit mögliche Einmalzuschüsse für eine typische Beispielsanierung eines Einfamilienhauses kombiniert. Angenommen wurde eine umfassende Wärmedämmung, ein Fenstertausch und die Umstellung auf eine Wärmepumpe mit Tiefenbohrung. Die Gesamtkosten werden mit 100.000 Euro angenommen. Der Vergleich zeigt, dass die Sanierungsförderungen je nach Bundesland sehr unterschiedlich ausfallen.

 

Umfassende Sanierung und Heizungstausch mit bis zu 94 % gefördert

Der Zuschuss des Bundes beträgt 58.000 €, womit bereits mehr als die Hälfte (58 %) der gesamten Sanierungskosten (100.000 €) abgedeckt ist. Bei der Kombination von Bundes- und Landesförderung ist der gesamte Zuschuss in Tirol am höchsten. Dort werden insgesamt 93.800 € als Einmalzuschuss gewährt.

Auch in der Steiermark ist der Zuschuss mit 86.500 € vergleichsweise hoch.

Deutlich mehr als Dreiviertel der Kosten gibt es auch in Vorarlberg (83.600 €), Salzburg (83.500 €) und Kärnten (83.200 €), während der Zuschuss in Wien (68.800 €) und Oberösterreich ( 67.200 €) deutlich geringer ausfällt.

Das Burgenland (61.500 €) liegt noch vor Niederösterreich, wo Einmalzuschüsse mit Anfang 2024 abgeschafft wurden. Somit kann in Niederösterreich nur auf den Einmalzuschuss des Bundes zurückgegriffen werden, womit immer noch eine Förderung von 58.000 EUR (58 %) abgeholt werden kann.

 

Förderung für hochwertige Sanierung von bis zu 90 % der Sanierungskosten

Untersucht wurde auch der Fall, dass eine hochwertige Sanierung (Wärmedämmung, Fenstertausch) vorgenommen wird, aber kein Heizungstausch erfolgt. Dafür werden Kosten von 60.000 Euro geschätzt. In dem Fall beträgt der Zuschuss des Bundes 30.000 €, womit bereits die Hälfte der Kosten für die thermischen Sanierungsmaßnahmen abgedeckt ist.

Bei der Kombination von Bundes- und Landesförderung ist ebenfalls der gesamte Zuschuss in Tirol am höchsten. Dort werden insgesamt 53.800 €, das entspricht 89,7 % der Sanierungskosten, als Einmalzuschuss gewährt.

Auch in Vorarlberg ist der Zuschuss mit 51.600 € (86 % der Kosten) vergleichsweise hoch. Mehr als ein Dreiviertel der Kosten gibt es auch in Kärnten (49.200 €, 82 %), der Steiermark (48.000 €, 77,5 %) und Salzburg (46.500 €, 78 %), während der Zuschuss in Wien (40.800 €, 68 %) und Oberösterreich ( 37.500 €, 62,5 %) zwar geringer ausfällt, aber immer noch weit mehr als die Hälfte der Sanierungskosten abdeckt. Im Burgenland und in Niederösterreich kann, wenn kein Kredit aufgenommen wird, nur auf den Einmalzuschuss des Bundes zurückgegriffen werden.

 

Umweltschützer:innen fordern Wahlmöglichkeit zwischen Einmalzuschüssen und Krediten

In den einzelnen Bundesländern gibt es aber nicht nur Einmalzuschüsse, sondern auch die Möglichkeit geförderte Kredite zu erhalten. Das Burgenland und Niederösterreich setzen stark auf dieses Modell. Somit ist auch für Menschen, die die hohen Investitionssummen nicht vorab finanzieren können, eine Möglichkeit geschaffen.

GLOBAL 2000 spricht sich hier für Wahlfreiheit aus: Es sollte Fördermöglichkeiten in allen Bundesländern, sowohl für Bürger:innen, die Kredite benötigen, als auch für jene, die etwas angespart haben, geben. Kritisch sind auch die beschränkten Fördertöpfe. So kann es sein, dass attraktive Förderungen rasch aufgebraucht sind und nicht alle zum Zug kommen,“ so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

 

Neben Förderungen ist ein rechtlich verbindlicher Ausstieg aus fossiler Energie notwendig

Gleichzeitig weist GLOBAL 2000 darauf hin, dass nicht gesichert ist, dass diese hohen Förderungen auch dauerhaft bereitgestellt werden. Im Sinne einer planbaren Energiewende sollte deshalb begleitend ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der bis 2040 sicherstellt, dass Gebäude saniert und alle fossilen Heizkessel getauscht werden. Das von der Bundesregierung großteils abgesagte Erneuerbaren Wärmegesetz ist daher nach wie vor notwendig.

Allerdings haben auch die Bundesländer Spielräume: „Jedes einzelne Bundesland ist jetzt gefordert, einen klaren Ausstiegsplan aus fossilen Heizgeräten festzulegen und rechtlich verbindlich zu verankern. Sollten die hohen Förderungen nicht dauerhaft vorhanden sein, kommt die Energiewende schnell in Gefahr. Weiters profitieren jene, die zur Miete leben nicht in gleichem Ausmaß, wie jene, die im Eigentum sind und jetzt auf attraktive Förderungen zugreifen können“, so Johannes Wahlmüller abschließend.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.