Klimaangst: Wenn das Klima auf die Psyche schlägt
Die schlechten Nachrichten zum Klima häufen sich. Hungersnöte. Überflutungen. Waldbrände. Das Artensterben. Die Winterhitzewelle. Dann Lützerath. Über derlei düstere Szenarien nachzudenken, kann sich aufs Gemüt schlagen. Und die Zukunft ohne massive Treibhausgasemissionsverringerung macht immer mehr Menschen Angst. Die Psychologie nennt dies „Climate Anxiety“ oder auch „Klimaangst“.
Es gibt keinen einheitlichen Begriff, was Klimaangst genau ist und reicht von Sorgen über bevorstehende Umweltkatastrophen, über die Ausrottung vieler Tierarten, über die Zerstörung unserer Wälder zu Sorgen über die eigene Versorgungssicherheit. Klimaangst beschreibt zudem die tiefe Sorge darüber und die Furcht davor, dass der Klimawandel das eigene Leben akut bedroht oder einschränkt bzw. bedrohen und einschränken wird.
Das „Bewusstwerden der Brisanz der Klima- und ökologischen Krise kann Symptome bis hin zu einer psychischen Störung hervorrufen“, meint die Psychotherapeutin Katharina van Bronswijk und weiter, „Es gibt Störungen wie Depressionen oder generalisierte Ängste, bei denen der Klimawandel Thema ist. Es gibt durch Extremwetterereignisse hervorgerufene Traumata und Migration, die eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen können.“
Der Begriff Klimaangst stamme ursprünglich aus Gesprächen zwischen Klimaforschenden, so van Bronswjik. Sie ist Sprecherin der Psychologists/Psychotherapists for Future (Psy4F), publiziert und hält Vorträge zur Psychologie der Klimakrise.
„Der Klimawandel ist eine psychologische Krise, was immer er auch sonst sein mag.“
Poulsen, Psychologists for Future
Allerdings gilt insgesamt, dass Klimaangst keine psychiatrische Diagnose ist, sondern erst, wenn Sorgen und Furcht über Hand nehmen, die Angst lähmend wird, dann kann sich eine psychische Erkrankung bilden.
Internationale wissenschaftliche Studien zu Klimaangst
Mehrere Studien der American Psychological Association und auch einer Arbeitsgruppe der WHO belegen dies. Eine der meistzitierten Studien zu Klimaangst stammt von einem international besetzten Wissenschaftsteam, das eine groß angelegte, globale Umfrage zum Thema durchführte. Im Fokus einer der meistzitierten Studien zum Thema standen Kinder und Jugendliche, deren „Gesundheit und Zukunft maßgeblich durch den Klimawandel beeinträchtigt wird“, schrieb das internationale Wissenschaftsteam im Dezember 2021 im Fachjournal „The Lancet Planetary Health“. Gleichzeitig sei diese Gruppe besonders anfällig für Klimaangst, weil ihre Möglichkeiten und Ausübungsmacht sehr gering ist, die mit der Klimakrise einhergehende Schäden zu begrenzen.
Bei der Befragung von rund 10.000 Kindern und Jugendlichen aus zehn Ländern – darunter Australien, Indien, Nigeria, Finnland und die USA – gaben drei Viertel der Befragten an, dass sie ihre Zukunft als beängstigend sehen. 59 Prozent erklärten, sie seien sehr oder extrem besorgt. Von den Befragten gaben mehr als 45 Prozent an, dass diese Emotionen ihr tägliches Leben auf belastende Weise beeinflussen und ihnen ihr Handeln im Alltag vielfach erschweren.
Weiterführende Links:
Beitrag über Klimaangst von Psy4F