Ab 2026 ist Schluss mit dieselbetriebenen Kreuzfahrtschiffen in Norwegens Fjorden
Jedes Jahr sind rund 6, 4 Millionen Passagiere auf den Kreuzfahrtschiffen in Norwegen unterwegs. Ab 2026 dürfen nur mehr emissionslose Schiffe in die berühmtesten Fjorde hineinfahren, dort kein Abwasser ablassen und auch keinen Mist an Bord verbrennen. Dreckschleudern müssen draußen bleiben. Damit sollen die hohen Schadstoff-Emissionswerte, besonders in den Sommermonaten, gesenkt werden. Seit 2020 wurden in mehreren Schritten die Emissionsgrenzen für Kreuzfahrtschiffe in Norwegen gesenkt. Dies hat einen Innovationsschub in der Schifffahrtsindustrie ausgelöst. Im Jahr 2022 fuhr erstmals ein Kreuzfahrtschiff emissionsfrei in den Geirangerfjorden. Norwegen ist seit langem weltweit führend bei emissionsfreien Fähren.
Der Geirangerfjorden
Er ist der berühmteste Fjord Norwegens und zählt gemeinsam mit dem Nærøyfjorden, Aurlandsfjorden, Sunnylvsfjorden und dem Tafjorden zum UNESCO-Weltnaturerbe. Dieser Seitenarm des Stofjords, der drei Orte mit 4.600 Einwohnern umfasst, wird jedes Jahr von rund 360.000 Kreuzfahrttouristen besucht. Dazu kommen noch 12.000 Bustouristen täglich (in den Sommermonaten), also insgesamt 1,14 Mio. Reisende pro Jahr.
Das Problem besteht darin, dass sich der Ansturm auf die drei Sommermonate konzentriert und die schwimmenden Luxushotels noch lange nach ihrer Abreise Schwefel- und Stickoxide sowie Feinstaub zurücklassen. „Bei 5000 bis 6000 Kreuzfahrtpassagieren am Tag sind wir am Limit“, sagte Rita Berstad Maraak vom Geiranger Cruiser Port bei einer Konferenz im Jahr 2017. „Die Abgaswolken zerstören die Natur, und der Verkehr ist so dicht geworden, dass der Attraktionswert langsam verschwindet.“ so der Umweltminister 2019.
Was man andererseits verhindern will, ist eine Verlagerung der Anreise auf Bus und Auto. Die Straßen sind kurvenreich und eng und im Sommer oft verstopft durch die Touristenmassen in dem schmalen Fjord. Weshalb auch nicht alle mit dem Gesetz glücklich sind.
Bis 2026 emissionsfrei
Bis 2026 sind die Schifffahrtsunternehmen verpflichtet, den Schadstoffausstoß der in den Geiranger- und Nærøyfjord fahrenden Schiffe den neusten umwelttechnischen Errungenschaften anzupassen. Mit der Annahme des Gesetzesentwurfes wird auch das Bemühen der norwegischen Regierung unterstützt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu verringern. „Die neuen Regeln sind ein wichtiger Beitrag für eine umweltfreundliche Schifffahrt“, sagte Umweltminister Ola Elvestuen im Jahr 2019, als dieses Gesetz beschlossen wurde. „Dadurch werden die Emissionen des zunehmenden Kreuzfahrtverkehrs in den Fjorden des Weltkulturerbes in der Luft und im Wasser reduziert.“
Um den Schwefel-Grenzwert einzuhalten, dürfen die Schiffe Treibstoff mit höchstens zu 0,1 Prozent Schwefel verwenden, also Marinediesel statt bisher Schweröl. In der Nord- und Ostsee gelten diese Umweltauflagen bereits seit einigen Jahren. Oder die Schiffe müssen über geschlossene Abgaswaschanlagen oder ein Hybrid-Abgassystem mit geschlossenem Modus verfügen.
Ab 2026 müssen alle in die Fjorde fahrenden Schiffe emissionsfrei sein.
Umrüstung der Schiffe
Die Reedereien arbeiten nun also an Lösungen, ihre Schiffe emissionsfrei zu fahren. Dies ist mit großen Investitionen verbunden. Zum einen wurde vielfach bereits auf Flüssiggas, LNG, umgestellt, oft auch in Kombination mit einem Elektroantrieb. Dies war auch bei der Havila Castor der norwegischen Kreuzfahrtgesellschaft Havila Kystruten, die letztes Jahr als erstes Kreuzfahrtschiff emissionsfrei in den Geirangerfjord fuhr, der Fall.
Allerdings bringt Flüssiggas laut NABU-Schiffsexpertin Sönke Diesener auch Probleme mit sich, wie den drastischen Anstieg von Methanemissionen durch die LNG-Nutzung. Diese Emissionen sind kurzfristig über 80 mal klimaschädlicher als CO₂.
Hurtigruten hat im Juni 2023 seine Pläne für ein emissionsfreies Kreuzfahrtschiff vorgelegt, das Elektroantrieb mit Solarpaneelen und Windantrieb aus Segeln kombinieren soll. Im Jahr 2030 soll ein erstes Exemplar des Projekts Sea Zero der norwegischen Hurtigruten in See stechen.
Auch grüner Wasserstoff und synthetisches Methanol sind als Grundlagen emissionsfreier Antriebssysteme zum kimaneutralen Betrieb geplant – so haben zum Beispiel die Norwegian Cruise Lines Schiffe bestellt, die auf diese Möglichkeit setzen.
E-Fähren seit 2015
Norwegen ist seit langem weltweit führend bei emissionsfreien Fähren und hat weltweit diesbzeüglich Maßstäbe gesetzt. Seit 2015 verkehrt die 8o Meter lange elektrisch betriebene „Ampere“ der Reederei Nordled auf der sechs Kilometer langen Route zwischen Lavik und Oppedal bis zu 30 Mal am Tag im Liniendienst. Die Betreiber behaupten, dass die rein elektrische Fähre die Emissionen um 95% und die Kosten um 80% senkt.
Im Mai 2018 wurde die E-Fähre „Future of the Fjords“ des norwegischen Reiseveranstalters The Fjords in Dienst gestellt, mit Platz für 400 Passagiere. Sie pendelt zwischen Gudvangen und Flåm im Nærøy- und Aurlandsfjord.