Es bleibt spannend: Wird Glyphosatzulassung verlängert?

Die EU-weite Zulassung für Glyphosat läuft am 15. Dezember 2023 aus. Gestern hätten die Mitgliedstaaten im ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCOPAFF) über die weitere Zulassung von Glyphosat  – auch unter dem Namen „Roundup“ bekannt – für die kommenden zehn Jahre entscheiden sollen. Es gab jedoch keine qualifizierte Mehrheit – diese besteht aus 55% der Mitgliedstaaten, die 65% der EU-Bürger*innen repräsentieren.

 

Da der Ausschuss keine Mehrheit gefunden hat, wird es in den kommenden Wochen eine Berufungsinstanz geben. Die Kommission kann inzwischen einen neuen Vorschlag vorlegen. Wenn bis dahin keine Entscheidung getroffen wird, könnte die Kommission die Zulassung übergangsweise verlängern, wie sie es schon 2022 tat. Aufgrund eines Parlamentsbeschlusses im Jahr 2017 stimmte Österreich, vertreten durch die Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums, gegen eine Verlängerung des Glyphosateinsatzes.

 

“Es ist ein Misstrauensvotum gegen die EU-Zulassungsbehörden EFSA und ECHA, dass die Mitgliedstaaten heute einer Zulassung von Glyphosat nicht zugestimmt haben”, sagt Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker bei GLOBAL 2000. “Leider ist das Misstrauen berechtigt. Die Behörden haben Glyphosat einen Freibrief erteilt, obwohl unabhängige Studien – und teilweise auch die Studien der Hersteller – deutlich zeigen, dass Glyphosat die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Zulassung nicht erfüllt. Zudem stehen die Antragsteller im Verdacht, unvorteilhafte Studien und Daten zurückgehalten zu haben.”

Was ist Glyphosat?

Laut Wikipedia ist es die Hauptkomponente einiger Breitbandherbizide und  wurde in den späten 1970er Jahren von Monsanto unter dem Namen „Roundup“ auf den Markt gebracht. Heute werden Glyphosatprodukte von rund 40 Herstellern vertrieben. es ist das weltweit häufigst eingesetzte Pestizid.

Glyphosat tötet alle damit behandelten Pflanzen, außer gentechnikveränderte Nutzpflanzen, die gegen das Herbizid immunisiert wurden.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation WHO stufte es 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, was die öffentliche Debatte zum Thema noch einmal befeuerte. Die europäische Chemikalienbehörde (ECHA) hingegen stufte Glyphosat als unbedenklich ein – eine Einschätzung, der heuer auch die europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) folgte. „Dass das Expertengremium der WHO anhand der gleichen Studien zu anderen Schlussfolgerungen kommt (…), stellt die europäische Risikobewertung für Pestizide in ein zweifelhaftes Licht“, meinte dazu Burtscher.

 

Wo wird Glyphosat eingesetzt?

Dieses Herbizid wird in der Landwirtschaft, dem Obst- und Weinbau, in Privathaushalten, Parkanlagen und Bahngleisen angewendet. Viele österreichische Gemeinden haben sich dazu verpflichtet, auf Glyphosat zu verzichten. Es gilt österreichweit zudem seit 2021 ein Teilverbot von Glyphosat für sensible Orte wie Kinderspielplätze, Parks, Spitäler oder auch Privatgärten und darf nicht mehr in Baumärkten verkauft werden. Herbizide sind für Privatpersonen seit 2021 verboten worden.

Laut Global 2000 wurden 2014 etwa 826.000 Tonnen Glyphosat weltweit verkauft, 90 Prozent gingen dabei an die Landwirtschaft.

Risiken für Menschen und Umwelt

Bei den möglichen Risiken gehen die Meinungen weit auseinander, wie auch die Beurteilungen von EU und WHO zeigen. Global 2000 schreibt zum Beispiel, dass sich Glyphosat auf Bakterien ebenso tödlich auswirke wie auf nicht gentechnikveränderte Pflanzen und führen Forschungen der Universität für Bodenkultur in Wien zur Schädigung der Fortpflanzung von Regenwürmern an. Auch das weltweite Amphibiensterben wird mit Glyphosat in Zusammenhang gebracht.

Bisher konnte Glyphosat in Lebensmittel nachgewiesen werden, wie zum Beispiel das Verbrauchermagazin ÖKOTEST, das Rückstände  in Linsen, Kinderkeksen, Schokomüsli, Mehl und Brot nachgewiesen hat. Es wurde sogar in biologisch angebauten Lebensmitteln wie Tee, Getreide und Hülsenfrüchten und in Bier, Wein und Traubensaft nachgewiesen werden.

Forscher der Duke University (North Carolina) sind mit umfassenden Untersuchungen nun mysteriösen chronischen Nierenerkrankungen bei Bauern in tropischen Gebieten nachgegangen und konnten noch Jahre nach dem Einsatz von Roundup deren negative Auswirkungen auf die Menschen nachweisen.

Sterben alle unerwünschten, nicht gentechnikveränderten Pflanzen, verschwinden dadurch viele Wildackerpflanzen und damit auch die Nahrungsquelle vieler Insekten und anderer Tiere.

Des weiteren, so der BUND belastet es das Grundwasser und Seen und Flüsse, ebenso wie Böden und die Luft.

Konferenz zum Thema

Am 25. Oktober werden auf der internationalen wissenschaftlichen Konferenz Umwelt, Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert in Bologna neue Forschungsergebnisse aus der multi-institutionellen Global Glyphosate-Study vorgestellt. Die dort präsentierten Daten stammen aus der umfassendsten unabhängigen toxikologischen Studie, die jemals über Glyphosat und glyphosat-haltige Herbizide durchgeführt wurde.

 

Unser pro.earth. Fazit: Es ist sicherlich aus der Sicht mancher praktisch, ein Mittel zu besitzen, das alles Unerwünschte abtötet – zum Beispiel bei den Bahngleisen. Aber bedenkt man die weit verzweigten und zum Teil noch nicht gut erforschten Auswirkungen dessen, kann man nur für ein sofortiges Stopp dieses Herbizids sein. Wir sollten beginnen MIT der Natur zur arbeiten – vorallem auch in der Landwirtschaft  – und nicht dagegen. Dann bräuchte man keinerlei Gifte mehr, die dann auf verschiedenen Wegen in unseren Körper und das globale Ökosystem einwandern und uns schädigen.