Erstmals Daten zu Lebensmittelverschwendung im Handel
Letztes Jahr wurde die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) im österreichischen Nationalrat beschlossen. Große Lebensmittelhändler und Supermarktketten sind seit dem vierten Quartal 2023 vierteljährlich dazu verpflichtet, dem Klimaschutzministerium zu melden, wie viele Lebensmittel sie weggeworfen haben und wie viele gespendet wurden. Dies betrifft Händler ab einer Verkaufsfläche von 400 m² oder ab fünf Verkaufsstellen in Kraft. Das Klimaschutzministerium hat die Meldung von 250 Supermärkten bzw. rund 4.000 Verkaufsstellen, die bis zum 10.Februar erfolgen musste, nun veröffentlicht.
Lebensmittelverschwendung weltweit im Überblick
Weltweit wird nach Angaben der Vereinten Nationen über ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet oder geht verloren. In Deutschland sind das – ohne nicht erfasste Vorernteverluste – laut WWF mindestens 18 Millionen Tonnen pro Jahr. Dies hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt. Die Vergeudung wertvoller Ressourcen, wie Wasser, Boden und Energie für Anbau und Weiterverarbeitung dieser Lebensmittel, ebenso wie der Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden, belasten die planetaren Grenzen.
Denn Lebensmittelverschwendung ist für 10 Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit einer der Haupttreiber der globalen Klimakrise.
In Österreich wird jährlich 1 Million Tonnen Lebensmittel entsorgt – das ist mehr als wir alle zusammen wiegen.
Erstmals gesicherte Daten zur Lebensmittelverschwendung in Supermärkten
Bislang fehlten abgesicherte Zahlen zur Lebensmittelverschwendung im Handel – das hat sich mit der Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes geändert.
Wie das Klimaministerium berichtet, betrug die Gesamtmasse weggeschmissener Lebensmittel im letzten Quartal rund 16.200 Tonnen und die der gespendeten Lebensmittel 4.900 Tonnen. Damit wurde also dreimal mehr Lebensmittel weggeworfen als gespendet.
Ein Viertel der Unternehmen hat freiwillig Angaben über die Warengruppen der weggeschmissenen Produkte gemacht. Daraus konnte nun abgelesen werden, dass Obst und Gemüse mit fast 45 Prozent am öftesten weggeworfen wird, gefolgt von Brot und Gebäck mit 19 Prozent Anteil an der Gesamtmasse und Frischwaren mit 12 Prozent.
Im Vergleich dazu wurden vor allem Obst und Gemüse (30 Prozent), Milch und -produkte sowie Backwaren (je 23 Prozent) gespendet.
„Auf Gastronomie und Lebensmittelproduktion ausweiten“
„Die Meldepflicht ist zwar ein guter erster Schritt, muss jedoch auch auf große Unternehmen in der Lebensmittelproduktion und der Gastronomie ausgeweitet werden. Außerdem muss die Regierung verbindliche Reduktionsziele für die einzelnen Branchen festlegen“, betonte Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace in Österreich.
„Es kann nicht sein, dass die Handelskonzerne einfach Lebensmittel wegschmeißen, während immer mehr Menschen sich das Essen nicht leisten können. Freiwilligkeit funktioniert nicht, die Regierung muss eingreifen. Italien, Frankreich oder Tschechien zeigen, dass das geht. Supermärkte müssen verpflichtet werden ihre unverkauften Lebensmittel zu spenden“ so Sebastian Bohrn Mena, Sprecher der Initiative oekoreich.
„Hauptproblem liegt woanders“
In seiner Reaktion auf die Vorwürfe meinte der Handelsverband am Freitag: Der Lebensmittelgroßhandel sei demnach nur für neun Prozent der Lebensmittelverschwendung verantwortlich. 58 Prozent der Lebensmittelabfälle würden aus privaten Haushalten und 19 Prozent aus der Gastronomie sowie von Großküchen stammen. Das Hauptproblem liege also anderswo.
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