Europas Vision für die Textilbranche – weg von Fast Fashion
Die Europäische Union, die als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral sein will, hat eine Vision für die Textilerzeugung, die zu den klima- und umweltschädlichsten Sektoren mit extrem schlechten Arbeitsbedingungen für die Menschen zählt. In ihrer Vision sind alle Textilerzeugnisse, die hier produziert oder nach Europa importiert werden langlebig, recyclingfähig und reparierbar. Um dies zu erreichen, hat die EU bereits einige Gesetze auf den Weg gebracht und auch in Konzeption, die dem äußerst umweltschädlichen Trend „Fast Fashion“ einen Riegel vorschieben soll.
Einige Fakten zum Textilsektor
- Die Textilproduktion hat sich zwischen den Jahren 2000 und 2015 verdoppelt, besonders der Fast Fashion Bereich ist stark gewachsen
- Bis 2030 soll der Verbrauch voraussichtlich um 63% steigen, von derzeit 62 Millionen Tonnen auf 102 Millionen Tonnen im Jahr 2030
- Dieser Sektor war 2020 die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch
- Die Textilbranche ist für rund 10% der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich
- Jährlich werden 5,8 Millionen Tonnen Textilien entsorgt, was 11,3 Kilogramm pro Person entspricht
- Davon werden 87% verbrannt oder landet auf Deponien
- Durch den Kauf von Textilien in der EU wurden 2020 rund 270 Kilogramm CO₂-Emissionen pro Kopf verursacht
- Nur 1 Prozent der Kleider wird wiederverwertet, es wird mehr weggeworfen als gespendet, was auch mit der z.T. sehr schlechten Qualität der Kleidungsstücke zu tun hat
Die Daten stammen von der europäischen Umweltagentur und sind hier nachzulesen.
Die Vision im Wortlaut der EU
- alle Textilerzeugnisse, die in der EU in Verkehr gebracht werden, sind langlebig, reparierbar und recycelbar, in hohem Maße aus recycelten Fasern, frei von gefährlichen Stoffen, hergestellt unter Beachtung der sozialen Rechte und der Umwelt.
- „schnelle Mode ist aus der Mode“ und Verbraucher profitieren länger von hochwertigen erschwinglichen Textilien
- profitable Wiederverwendungs- und Reparaturdienste sind weit verbreitet
- der Textilsektor ist wettbewerbsfähig, widerstandsfähig und innovativ, wobei Hersteller die Verantwortung für ihre Produkte entlang der Wertschöpfungskette mit ausreichenden Kapazitäten für Recycling und minimale Verbrennung und Deponierung übernehmen.
Neue Gesetze gegen Fast Fashion
Die folgenden Gesetze sind ein Auszug aus dem gesamten Spektrum, das die EU bereits auf den Weg gebracht hat oder gerade dabei ist.
Abfallrahmenrichtlinie
Dazu zählen die 2023 mit starkem Fokus auf Textilien grundlegend überarbeitete Abfallrahmenrichtlinie, mit der Verpflichtung aller MItgliedstaaten bis 2025 ein Trennsystem für Textilien einzuführen, um eine g
Extended Producer Responsibility (EPR)
Die Extended Producer Responsibility (EPR) soll garantieren, dass alle Unternehmen, die in der EU Kleidung verkaufen, entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette Verantwortung für ihre Produkte übernehmen und dadurch Altkleider öfter wiederverkauft und recycelt werden, statt sie zu entsorgen.
Ökodesign-Verordnung
Bereits 70%
Das Verbot, unverkaufte Textilien zu zerstören, ist Teil der Ökodesign-Verordnung, bei dem das EU-Parlament und die EU-Staaten noch offiziell zustimmen müssen. Es gibt eine vorläufige Einigung (Stand Dezember 2023) darüber, dass größere Händler
Im vergangenen Jahr wurde EU-weit die Kampagne „Reset the Trend“ (#ReFashionNow) ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für nachhaltige Mode zu schärfen.
Frankreich ist Vorreiter
Mit mehreren Gesetzen hat sich Frankreich zu einem Vorreiter im Kampf gegen Fast Fashion und andere Auswüchse in der Textilbranche etabliert. So wurde bereits 2021 ein Gesetz beschlossen, dass die Zerstörung neuwertiger Textilien, die entweder zurückgeschickt oder nie verkauft wurden, untersagt.
Vor einigen Tagen wurde in der Nationalversammlung ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Werbung für Fast Fashion auf allen Kanälen, auch durch Influencer und andere Social Media Kanäle, verbietet und mit Strafen belegt.
Darüber hinaus soll pro Artikel Fast Fashion eine Kompensation für die Umweltsünde eingehoben werden. Dieses Gesetz richtet sich stark gegen die großen asiatischen Billigstanbieter Temu und Shein. „Wir zwingen die Anbieter, in all ihren französischen Onlineauftritten mit Bannern auf die ökologischen Folgen ihres Geschäfts aufmerksam zu machen“, sagt Abgeordnete Anne-Cécile Violland von der Partei Horizons, die den Entwurf eingebracht hatte.
Jetzt muss der Entwurf noch durch den Senat.
Unser pro.earth.Fazit:
Die Verlockungen für Konsument:innnen sind groß, das Angebot enorm und nur einen Klick entfernt. Nur wer im Hinterkopf behält, wieviel menschliches Elend, Chemikalien, abbrennende Fabriken, austrocknende Seen und Flüsse aufgrund der Baumwollproduktion, verschmutzte und vergiftete Flüsse, Exporte in den Globalen Süden, wo sich die Textilien dann in Unmengen türmen und noch dazu die lokale Produktion ruinieren, sich hinter den schnelllebigen Klamotten verbirgt, kann diesen doch sehr verleitenden Sirenenrufen widerstehen. Doch es ist ein Weg, den wir alle gemeinsam gehen müssen. Die neuen Gesetze, die zum Teil erst auf dem Weg und in noch nicht Teil nationalen Rechts sind, sowie begleitende Maßnahmen, um zu verhindern, dass Unternehmen Schlupflöcher suchen oder Exportraten in den globalen Süden erhöhen, sind enorm wichtig, um die ehestmögliche Transformation der Textilbranche zu erreichen.
Quellen:
EU-Erweiterte Verantwortung für Textilhersteller
Die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien
Recycling Hero: EU-Gesetze Fast Fashion